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Pilzverein Augsburg Königsbrunn
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Aus Liebe zur Natur und zum Schutz unserer Pilze
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4. Farn- und Blütenpflanzen


 
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Die vorgestellte Florenliste (siehe Tabelle 1) bezieht sich auf die Kernzone Königsbrunner Haide und umfaßt annähernd 400 Farn- und Blütenpflanzen. Der Artenreichtum ist besonders hoch im Bereich der Zentralhaide. Speziell ist das mit der Standort- und Lebensraumvielfalt auf dieser Fläche zu erklären, generell mit dem Zusammentreffen dealpiner, submediterraner und subkontinentaler Sippen im unteren Lechtal (BRESINSKY 1965, MÜLLER 1990a). Um seltenere und sich ausbreitende Arten zu lokalisieren, wurden in der Liste auch Angaben zum Vorkommen in den Teilgebieten (z. B. ZH = Zentralhaide) gemacht. Außerdem sind von seltenen Arten Angaben zur Populationsgröße vermerkt, die Erhebungen von HIEMEYER (1990) und eigene Untersuchungen bis 1994 zusammenfassen.

Für eine Reihe von Arten ist das Gebiet der Königsbrunner Haide von internationaler Bedeutung: Gladiolus palustris hat hier in Mitteleuropa seine größte Population. Die dealpinen Arten Laserpitium siler und Carex sempervirens haben auf der Haide ihre nördlichsten Vorposten im Alpenvorland. Der Felsen - Kreuzdorn (Rhamnus saxatilis) weist hier eine der größten Populationen im Lechtal auf. Die kontinentalen Arten Chamaecytisus ratisbonensis und Scabiosa canescens erreichen u. a. ihre westlichste Ausstrahlung. Bemerkenswert sind auch die Vorkommen von Hieracium macranthum und Linum viscosum, die innerhalb Europas fast ausschließlich im Lechtal vorkommen.

Heideröschen Schneeheide

Der Vergleich mit früheren floristischen Bestandsaufnahmen (insbesonders BRESINSKY 1962, HIEMEYER 1967, 1978, LÜTTGE 1967, NVS o. J.) lassen auch Aussagen über die Florendynamik in den letzten 30 Jahren zu. Heute sind folgende Haidearten verschollen: Antennaria dioica, Bartsia alpina, Cytisus scoparius, Gymnadenia odoratissima, Muscari botryoides, Ophrys sphecodes, Ranunculus flammula, Satureja acinos und Vicia tenuifolia. Einen starken Rückgang verzeichnen Aster bellidiastrum, Coronilla vaginalis, Daphne cneorum, Erica herbacea, Gentiana utriculosa und Globularia cordifolia. Bei den verschollenen oder stark im Rückgang befindlichen Arten handelt es sich um lichtliebende und konkurrenzschwache Arten, die bevorzugt auf Rohböden wachsen. Natürliche Bodenentwicklung, fehlende Beweidung, aber auch von jeher kleine Populationen mit entsprechendem Aussterberisiko, können als Gründe für ihren Rückgang oder Verlust genannt werden. Eine Reihe weiterer Arten weisen heute sehr kleine Populationen mit dem entsprechenden Aussterberisiko auf: Botrychium lunaria, Carex ericetorum, Crepis alpestris, Ophrys apifera, Ranunculus montanus und Thalictrum simplex.

Demgegenüber sind auch einige Neubürger unserer Flora zu finden, die wohl von früheren Botanikern nicht festgestellt wurden. Sie treten fast ausschließlich in und um die Aufforstungen auf: Cardamine hirsuta, Cotoneaster horizontalis, Fragaria indica, Impatiens glandulifera, Juncus tenuis, Mahonia aquifolium und Ribes uva-crispa. Solidago canadensis wird im Bereich des ehemaligen Kartoffelackers regelmäßig ausgegraben, da es in intakte Haideflächen eindrang. Daneben sind auch einige Haidearten in Ausbreitung z. B. Aster linosyris, Equisetum X meridionale (Bastard von Equisetum variegatum und ramossisimum) und Laserpitium siler.




 

 

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